Nachfolgend versuchen wir den Umbau zu beschreiben und mit Bildern zu veranschaulichen. Für Fragen stehen wir sehr gern zur Verfügung. Spannend und interessant für alle Ausbauer ist, dass es immer neue Entwicklungen gibt obwohl der Defender in dieser Form seit 2017 nicht mehr produziert wird. Der Neue ist komplett anders, einen wirklichen Nachfolger in dieser Form ist von Land Rover aktuell nicht erhältlich. Das ist sehr schade, aber es gibt grundsätzlich spannende Entwicklungen auf dem Markt.
Die Beschreibung ist nicht chronologisch, vieles ist im Laufe der Zeit umgebaut worden. Oft auf Grund der Erfahrungen im praktischen Versuch. Wir haben auch immer versucht eine Balance zu finden zwischen dem Budget und was "schön wäre". Wir haben auch viele Dinge bewusst weggelassen, weil sie zu teuer, zu viel Gewicht, nicht unbedingt notwendig und aktuell lernen wir täglich hinzu, siehe dazu Verbesserungen.
Unser Fokus lag immer auf einem guten geländegängigen Reisefahrzeug, mit dem wir fast überall hinkommen, aber unser Fahrvermögen bedenkend.
Am Ende nützt es wenig, wenn wir an einem Ort gelandet sind, aber unterwegs unser Zuhause kaputt gemacht haben.
Dachträger und Dachzelt
Der Träger ist schnell beschrieben. Unsere Anforderung war, über das gesamte Dach, begehbar (d.h. stabil) und möglichst leicht. Es wurde uns ein gebrauchter, nicht genutzter Träger angeboten und da haben wir zugeschlagen. Hersteller unbekannt, aber er bewährt sich jeden Tag.
Mit dem Dachzelt wurde es schon komplexer. Aktuell ist die Auswahl viel größer. 2016 sah es etwas anders aus.
Wichtig für uns war die Größe, Öffnen nach Hinten – damit der Raum um die Hecktür überdacht ist und ein weiter überdachter Einstieg. Wir wollten trocken vom Auto in das Dachzelt kommen.
Schnell waren wir bei Howling Moon, dem STARGAZER 140. Schlaffläche 220 x 140, das passt für uns optimal. Die Besonderheit dieses Zelts ist die Möglichkeit der totalen Öffnung des Daches, liegen fast im Freien nur noch durch die Moskitonetze geschützt.
Nachteil dieses Zelts ist das Gewicht und die Abdeckung mit einer Plane, die leider immer etwas schwer montiert ist.
Wir haben die Matratze ausgetauscht, anderer Schaum und 8cm statt 6. Weiterhin ist die Knickstelle genäht und damit wird der Schaumstoff nicht geknickt.
Im Zusammengefalteten Zustand können wir Schlafsack (ein „Gemeinsamschlafsack“) und Kissen oben lassen.
Die warmen Schlafsäcke nutzen wir im Fahrzeug als Kissen für die Rückbank.
Isolierung und Innenausbau (Holz)
Es gibt fertige Bausätze für den Land Rover in jeglicher Form. Natürlich haben wir intensiv bei Ex-Tec geschaut, aber uns am Ende für den Individualausbau entschieden. Ausschlaggebend war die Verfügbarkeit eines Experten im Nachbarort. Keine lange Frage, wir machen es zusammen mit KA Mobile (Werner Kappler). Hier hatten wir schon das Dachzelt gekauft.
Der Landy wurde komplett ausgeräumt und dann mit 10cm Armaflex isoliert. An manchen Stellen haben wir auch mehr aufgetragen (z.B. Dach). Zusätzlich haben wir die Gelegenheit genutzt und Schalldämmmatten auf die Flächen geklebt. Unser Land Rover ist in der Zwischenzeit recht leise, was auf die Stimmung beim Reisen stark verbessert.
Anschließend wurde der Innenausbau vorgenommen. Leichte mehrfachverleimte Platten mit einem freundlichen, hellen Holzfurnier wurden verwendet (trotz robusten Geländeeinsatz klappert bisher nichts). Der Tisch ist eingebaut Schlaffläche oder Rückenlehne. Das WC ist relativ leicht zugänglich in einer Box eingebaut. Diese schränkt zwar die Notschlaffläche stark ein, aber ein einfacher Zugang, auch während der Fahrt ist wichtiger. Weiter ist uns wichtig, dass man an alle Staufächer von zwei Seiten kommt (von oben und von der Seite).
Die Polster (8cm, Kaltschaum) sind auf Maß gefertigt und der separat Bezug kann gewaschen werden.
Der seitliche Schrank ist von innen und außen zugänglich. Weiterhin können die Klappen innen als Tisch genutzt werden (wurde intensiv während Corona beim Wohnmobildinner genutzt).
Stauraum – zusätzlicher Stauraum
Wir brauchen zusätzlichen Stauraum für die folgenden Dinge:
Warme Kleidung oder wechselnd die Sommerkleidung, Extrakleidung (z.B. Kleider oder Anzug für besondere Anlässe), Campingequipment, Werkzeug und Ersatzteile.
Wir haben auf dem Dach drei Alukisten. Eine große für das Zusatzzelt und das Campingequipment (Stühle, kleiner Tisch, Kabel und Kleinkram). Alleine die ganzen zusätzlichen Befestigungen für Starkwind nehmen viel Platz weg.
Jeder von uns hat eine eigene Kiste für Bekleidung im Wechsel. Die sind komplett voll!
Und dann habe ich den Platz unter dem Fahrzeug genutzt für das Werkzeug und Teile. Alles sehr schwer und daher möglichst tief am Fahrzeug montiert. Platz hat der Defender genügend und ich wundere mich, warum so wenig Ausstatter hier etwas anbieten. Im Grunde genommen keiner. Ich habe am Rahmen alte Munitionskisten montiert. Die sind absolut stabil, wasserdicht und ausreichend groß. Und vor allem gebraucht unschlagbar günstig. Sie schränken die Bodenfreiheit überhaupt nicht ein, die Trittbretter sind tiefer. Steinschlag macht ihnen überhaupt nichts aus.
Weiterhin haben wir im linken Seitenkasten hinten die Staubox von GMB montiert. Das ist der Platz für die Schuhe. Nicht im Fahrzeug und trotzdem schnell griffbereit.
Zusätzlich nutzen wir das Reserverad auf der Motorhaube als Stauraum. Das passt viel rein.
Weiterer Ausbau außen
Über dem Seitenschrank und der Küche gibt das Vorzelt von Rhino zusätzlichen geschützten Bewegungsraum. Es schützt vor Regen und starker Sonne. Das Zelt ist komplett manuell und großer Vorteil, die Stangen sind Norm und in jedem Baumarkt als Ersatz zu haben. Ist dann nicht so schön und leicht, aber passt vom Durchmesser.
Der große Vorteil des TD5 ist seine flache Motorhaube. Dies ermöglicht die Montage des Reserverades vorn auf der Motorhaube. Damit kommt Gewicht nach vorn. Hinten ist Platz für die Fahrräder. Und es sieht cool aus. Nachteil ist für kleine Fahrer eine etwas eingeschränkte Sicht, was sich bei Schlaglöchern negativ auswirkt. Hier ist der Beifahrer gefragt!
Und ganz wichtig, damit muss die Motorhaube im geöffneten Zustand zusätzlich gesichert werden. Ohne Sicherung niemals den Kopf in den Motorraum stecken, nicht mal die Hand!
Weiterhin haben wir einen Schutz vorn für Motor, Achse und weiterer Unterboden angebaut. Wichtig ist, dass immer noch genügend Luft an alle Teile kommt. Der Gute wird ganz schön warm und braucht seine Kühlluft.
Fahrradträger an der ehemaligen Befestigung des Reserverades. Hält bisher sehr gut, aber die Scharniere leiden auf die Dauer schon. Hier würde ich heute einen anderen weg gehen, Angebote gibt es genügend.
Ich habe auch noch versucht Gewicht auf die Stoßstange zu bringen. Aber der Land Rover ist Temperatur sensibel und daher wird die Vorrichtung nur für den Wagenheber genutzt.
Elektrik
Unser Fahrzeug hat zwei Batterien unter dem Fahrersitz. Es ist ganz schön eng im dem Raum, aber dafür alles an einem Platz. Mit einem Hauptschalter können wir die Starterbatterie komplett trennen, was sich im Container bewährt hat. Die Versorgungsbatterie laden wir mit Solar auf. Dazu haben wir faltbare Solarpaneele (180W) und 10 Meter Kabel, mit dem großem Vorteil, dass wir im Schatten parken und trotzdem laden können. Die Konverter sind von Victron.
Vor diesem Hintergrund haben wir auf eine Ladefunktion für Landstrom verzichtet. Der Konverter nimmt nur Platz weg und wir benötigen ihn nicht. Wir haben bisher immer genügend Strom. Überwacht werden die Batterien mit einem ganz einfachen Sensor, der die Daten an das Mobiltelefon übermittelt (Battery Guard). Genügt uns vollauf.
Der Kühlschrank von Engel läuft über die Batterie (mind. 3 Tage) oder über Landstrom (110/220V). Dank der sehr guten Isolierung verliert er nicht viel Temperatur, auch in tropischer Hitze.
Im Innenraum haben wir LED Leuchten und ganz wichtig, unser Schrank ist beleuchtet (hier würden wir weitere LED Bänder anbringen, im Dunkeln suchen ist blöd).
Das Fahrlicht haben wir auf LED umgerüstet. Damit haben wir viel besseres Licht als der Land Rover Standard. Nachteil ist, die Lampen werden nicht warm und damit bleibt der Schnee auf dem Scheinwerfer. Anhalten und manuell säubern ist leider notwendig.
Wir haben einige Verbraucher an die Zusatzbatterie angeschlossen:
· Navigation
· Dashcam
· Zusatzlicht außen
Das entlastet die Starterbatterie und macht uns bei der Verwendung unabhängig. Den Zusatzscheinwerfer Fernlicht würde ich nicht wieder am Dachträger befestigen. Bei Schneefall oder Regen blendet es zu sehr auf Augenhöhe.
Bei der Navigation verwenden wir den Garmin Overlander. Vorteil: Kompakt und alles in einem, Nachteile: teuer, Kartenmaterial fragwürdig, Service geht besser.
Und wir haben zur Sicherheit eine Dashcam. Das gibt uns ein sicheres Gefühl. Aber bisher haben wir sie nicht gebraucht. Ist doch auch ganz gut.
Musik ist wie zu Hause sehr wichtig. Wir haben unsere komplette Musik dabei und können alles über unser Becker Radio abspielen. Auch der Klang ist uns wichtig, wenn wir schon das Fahrzeug so gut gedämmt haben.
Heizung
Das Fahrzeug hatte von Anfang an eine normale Standheizung. Wir können damit den Motor vorwärmen und haben es damit sofort angenehm warm. Das ist aber kein Ersatz für eine Heizung des Innenraums. Dafür haben wir eine Standheizung AUTOTERM (Planar) 2D 12 Volt als Komplettset eingebaut. Die Heizung sitzt in einer Box unter der „cubby box“ und hebt diese gleichzeitig auf eine entspannte Armhöhe. Wir haben zwei Ausströmer, einer direkt hinter der box und einer im Fussraum hinten. Im nächsten Ausbau würden wir hier optimieren. Wenn der Tisch als Bettunterlage eingebaut ist, kommt hinten keine warem Luft an, alles bleibt im Fussraum stehen und kann sich nicht verteilen.
Bisher hatten wir keine Probleme mit der Heizung. Wir haben auch die Fernbedienung, damit wir vom Dachzelt die Heizung starten können.
Wasser
Kein Wasser im Fahrzeug, das war die Vorgabe. Der Land Rover ist so schon nicht dicht und dann noch mehr Feuchtigkeit, das wollen wir nicht. Wir haben zwei Kanister von Frontrunner auf dem Dach. Einmal einen großen (40l) vorn für Waschen und Duschen und einmal (20l) für Trinkwasser, auch auf dem Dach. Bisher hatten wir keine Probleme mit Temperaturen unter Null (-12grad bisher das kälteste).
Auf jeden Fall reicht das sehr gut für mehrere Tage frei stehen.
Kochen
Wie das mit dem Wasser, im Fahrzeug wollten wir nicht kochen. Der Platz reicht einfach nicht und dann besser gleich das Kochen nach draußen verlegen. Wir haben Gas und eine festmontierte Induktionsherdplatte (wenn wir Landstrom haben).
Fahrwerk
Unser Land Rover ist sehr schwer und durch den Aufbau ist der Schwerpunkt weit oben. Da wir nicht extrem ins Gelände wollen, können wir mit dieser Situation umgehen.
Aber damit waren ein paar Erweiterungen und Änderungen vorgegeben.
Spurverbreiterung: Klassische Lösung, wir haben Distanzscheiben zwischen Radträger und Felge, die klassische Breite von ca. 60mm.
Stabilisatoren: Auch wenn dadurch die Verschränkung der Achsen eingeschränkt wird, sie sind notwendig um das Wanken des Fahrzeugs zu vermindern. Auch hier haben wir die Standardausführung gewählt.
Feder und Stoßdämpfer: Hierzu habe ich intensiv gesucht und mit Erfahrenen gesprochen. Es gibt unzählige Lösungen und man kann ganze Vermögen in dem Thema versenken. Am Ende war es ein längeres Gespräch mit den Kollegen von Ex-Tec und wir haben das Fahrwerk 2 gekauft und eingebaut. Stärkere Feder, starke Koni Dämpfer und der Wagen fährt sich wirklich anders. Das war eine gute und trotzdem kostengünstige Entscheidung. Und nach ca. 80.000 km z.T. heftige Strecken, es passt.
Lenkungsdämpfer, der kam dann gleich noch dazu.
Bremsen: Hier scheiden sich die Geister. Ich bin komplett überzeugt von den EBC Bremsen von Britpart. Wir haben komplett getauscht und er bremst wirklich besser, was man halt so als besser bezeichnet. Vorausschauend fahren ist immer noch angesagt, wobei die Topes, Reductores oder Tumoles oder wie sie auch immer genannt werden immer wieder eine Herausforderung für Mensch, Maschine und vor allem Bremsen sind. Also hier klare Empfehlung, raus mit der Serie und was geht (z.B. EBC) rein.
Kraftstoff
Bauen wir einen Zusatztank ein oder nehmen wir nur zusätzliche Kanister mit. Gegen den Zusatztank sprechen das hohe Gewicht ganz rechts außen im Fahrzeug und die Kosten. Gegen die Kanister der Platzbedarf, der fast nur auf dem Dach gedeckt werden kann (wieder hohes Gewicht außerhalb des niedrigen Schwerpunktes).
Kurz, es wurde der Zusatztank von GMB, der einfach einen ungenutzten Raum im Defender verwendet. Und es war die richtige Entscheidung. Wir haben jetzt fast 1.200km Reichweite und das ist völlig ausreichend um eine Tankstelle zu finden, auch bei der Qualität wählen zu können, was immer sehr wichtig ist. Der Einbau geht in einer Werkstatt gut und einfach, wobei es ein enges Gefummel ist, weil der hintere Radkasten völlig ausgefüllt wird. Die Qualität der Teile von GMB ist sehr gut, es passt alles 100%.
Verbesserungen
Was ist uns aufgefallen, was haben wir geändert.
Nicht ganz freiwillig haben wir ein neues Getriebe von Ashcroft. In Calgary hat es uns erwischt, die Serie gab ihren Geist auf. Wir haben die Situation genutzt und zusammen mit Dave Ashcroft und Chad von TRS ein neues Getriebe konfiguriert. Längere Übersetzung des 5. Gangs, verstärkte Lager und eine zusätzliche Ölkühlung. Alles 100% zu empfehlen, ich würde es das nächste Mal gern vorher machen. Aber der Langstreckenkomfort ist viel besser, das Fahrzeug ist noch einmal leiser und es wird nicht mehr so warm! Eine weitere Überlegung wäre die Variante mit Overdrive, dadurch bleibt der 5. wie er ist, besser im Durchzug, aber auf flacher Strecke reduziert man trotzdem die Drehzahl. Muss man genau überlegen.
Kupplung, raus mit der Serie und eine verstärkte einbauen, auch wenn die Wade etwas schmerzt, es lohnt sich. Der Wagen ist schwer und alleine die vielen Topes mit anhalten und langsam darüber fahren belasten die Kupplung.
Wir haben den gesamten Dachhimmel mit dünnen Bergsteigerseilen durchzogen. Platz zum aufhängen wird immer benötigt. Wir haben kein Gummiband verwendet, hängt irgendwann durch. Genauso mit den Netzen, macht aus unserer Sicht keinen Sinn, weil es die Sitzhöhe einschränkt.
Alle Schränke haben wir innen mit Gummiband durchzogen, damit können wir an allen Innenwänden etwas hin klemmen.
Auf alle freien Flächen haben wir noch flexible Stoffkisten aufgesetzt und mit Gummiband befestigt z.B. für Brot, Kekse, Kaffee etc. Lebensmittel, die wir immer brauchen aber nicht in den Kühlschrank müssen.
Grundsätzlich fallen uns immer neue Dinge ein, das geht wahrscheinlich immer so weiter, egal welches Fahrzeug wir haben. Man lernt dauernd dazu, es kommen neue Situationen.
Und ich habe bestimmt auch Sachen vergessen aufzuschreiben. Am besten Ihr schaut und lasst Euch inspirieren. Und gern auch persönlich Kontakt aufnehmen.